Grannen, Schliafhansl, Mäusegerste

Grannen, Schliafhansl, Mäusegerste

Klingt lustig? Ist es aber nicht!

Man nennt es Grannen, Schliafhansl, Mäusegerste, es ist ein Gersten-Unkraut, dass sehr gefährlich für unsere Hunde sein kann. In der trockenen Jahreszeit haben Tierarztpraxen Hochsaison mit solchen Fällen. Auch uns ist das schon mal passiert. Paßt gut auf eure Hunde auf, wenn sie in der heissen Jahreszeit durch Felder und Wiesen laufen. Die Grannen zählen zu Unkraut und sind überall zu finden. Meistens am Wegesrand und in wilden Wiesen.

Hund steht in einem Weizenfeld

Wenn es draussen heiss und trocken wird, sind die Grannen am gefährlichsten

Es war ein schöner Spaziergang auf unserer gewohnten Strecke. Dingo total lustig und gut drauf. Voller Freude ist er durch eine hohe Wiese gelaufen und hat alles abgeschnüffelt. Dann kommt er mir plötzlich entgegen und hält den Kopf ganz schief. Er will nicht mehr laufen und schnüffeln und er schüttelt seinen Kopf ständig. Wir waren eh schon am Heimweg, „zu Hause schau ich mir dass dann genau an“, dachte ich mir. 

Gesagt getan, bewaffnet mit einer Stirnlampe, aber nichts gefunden in den Ohren. Ich habe diese dann auch gleich geputzt, Dingo hat sich das alles gefallen lassen. Doch den Kopf hat er immer noch schief gehalten und das Kopfschütteln hat zugenommen. Nach einer Stunde war Dingo deswegen schon total gestresst. Er hat nicht in die Ruhe gefunden, ist herum geschlichen, hat gehechelt und geschüttelt. Das Ohr und der Bereich ums Ohr war auch schon sehr heiss. 

Ok, also Alarmstufe rot, ab in die Tierambulanz! Selbst ohne Termin mussten wir mit diesem Notfall nicht lange warten und wurden vorgezogen. Die Ärzte meinten, meiner Beschreibung nach handlet es sich um einen Grannen-Fall und das ist schnelles Handeln enorm wichtig. Dingo war zu dem Zeitpunkt schon sehr nervös und hat extrem stress-gehechelt, noch dazu war es ein sehr heisser Tag.

Um Dingo mit dem Otoskop ins Ohr zu schauen, sollte ihm eine Maulschlaufe verpaßt werden. Ich war extrem schockiert darüber, muss ich ehrlich sagen. Der Hund hechelt aus Stress, Schmerz und Hitze bereits auf einem sehr hohen Niveau und man wollte ihm eine Maulschlaufe verpassen. Das habe ich natürlich nicht zugelassen. Dingo kann Maulkorb tragen und wir haben einen sehr gut passenden, groß genug, dass er damit auch hecheln kann.

Bitte, hier ein Apell:

„Maulschlaufen sind keine Maulkörbe und absolut tierschutzrelevant! Bitte erspart euren Hunden diesen Schmarrn! Eine Maulschlaufe hält dem Hund den Fang geschlossen, so dass er nicht mehr hecheln kann, das ist LEBENSBEDROHLICH!“

Gönnt eurem Hund positives Maulkorbtraining mit einem gut passenden Maulkorb! Damit er/sie das Tragen eines Maulkorbs bereits kennt, wenn dieser gebraucht wird. Weil, wie ihr hier seht, ein Notfall kann schnell passieren. Und, eine Maulschlaufe ist ein Nogo! Aber dem Hund einen Maulkorb anziehen, selbst wenn dieser paßt, ohne entsprechendem Training davor, ist ebenso ein Nogo. Es ist nicht fair den Hund in eine Situation zu bringen die er nicht kennt. Noch dazu wenn er ohnehin schon super gestresst ist und Schmerzen leidet.

Ich war damals selbst etwas in Schockstarre. Denn, ja, wir hatten tatsächlich einen Notfall. Aber das „Androhen“ der Maulschlaufe hat mich wieder in die Realität zurück geholt. Ich habe tatsächlich gefragt, ob das ihr Ernst ist, und ob ihnen denn nicht bewusst ist, dass diese Dinger tierschutzrelevant sind und KEIN Maulkorb. Keine Antwort. Ich weiter: „Ich habe einen passenden Maulkorb für meinen Hund! Dieses Ding kommt mir nicht auf seine Schnauze!“ Tatsächlich hatte ich den Mauli auch dabei, ein Glück!

Also Dingo diesen angezogen. War ihm egal, weil er weiterhin gut abhecheln können. Die Otoskopie hat er sich sehr brav und vorbildlich gefallen lassen. Also, das ganze Maulschlaufen/Maulkorb Theater, völlig unnötig. Diagnose: Granne im Ohr. Liegt genau vor dem Trommelfell. Noch! Denn diese verdammten Dinger wandern und genau deswegen ist es wichtig, schnell zu handeln. 

Für ein sicheres Entfernen dieses Dings musste Dingo in Narkose gelegt werden. Es war einfach zu gefährlich das Trommelfell zu verletzen, sollte er sich beim Eingriff ruckartig bewegen. Oh man, na gut, dann los. Schnell wurde ihm der Venenzugang gelegt und das Narkosepräperat gespritzt. Nach ein paar Minuten war das Ding entfernt ohne irgendwas am Ohr zu verletzen, bravo! Anschliessend noch ca. eine halbe Stunde Dingo aufwachen lassen. Was schmerzstillendes und entzündungshemmendes hat er auch noch bekommen. Dafür ein paar hundert Euro berappen und ab nach Hause. Dingo hat alles sehr gut überstanden, aber der Tag war natürlich gelaufen. Er hat sehr viel nachgeschlafen, was eh gut ist. Und es ist ihm sofort nach der Entfernung der Granne besser gegangen. Eine Nachkontrolle war nicht mehr notwendig. 

Leute, wir hatten wirklich sehr grosses Glück, dass die Granne nicht schon durch das Trommelfell gewandert war. Das wäre extrem schlimm gewesen. Am Bild unten seht ihr wie das Ding ausgesehen hat. Die Ärztin hat es mir nach entfernen aufgehoben, damit ich es sehen kann.

Hund in Narkose mit Maulkorb

Dingo in Narkose mit seinem passenden Maulkorb, den ich dann natürlich wieder abgenommen habe

Offene Handfläche mit einer Granne drin liegend

Hier dieses Mistding

Daher, wenn ihr den Verdacht habt, euer Hund hat eine Granne irgendwo im Körper, wartet nicht, fahrt zum Tierarzt. Diese Grannen können an sämtlichen Körperteilen auftauchen. Die Ohren, das wissen wir schon, aber auch Augen, ja wirklich. Natürlich an den Füssen, also eher zwischen den Zehen. Auch das ist sehr ungünstig, weil die Grannen dort, durch die ständige Bewegung, sehr schnell zu wandern beginnen. Es kommt oft vor, dass man die Grannen dann im Fuss gar nicht mehr finden kann. Und man will ja nicht das ganze Bein aufschneiden. Nach Wochen kommt sie ganz wo anders eiternd wieder zum Vorschein. Die ganze Zeit über ist das für den Hund unangenehm und schmerzhaft. Gut aufpassen und dem Hund das ersparen lohnt sich also wirklich. 

Kommt gut durch den Sommer mit euren Hunden!